Staatsgestüt Mezöhegyes

 Im äußersten Südosten der ungarischen Tiefebene, nur wenige Kilometer von der Grenze zu Rumänien entfernt und weit abseits der Touristenstrecke, liegt das älteste und zweifellos bedeutenste Staatsgestüt Ungarns.

Das Gestüt Mezöhegyes ist eines der ältesten Gestüte in Europa und wurde 1785 bereits gegründet. Seine königliche Hoheit Joseph II, Kaiser von Österreich und der König von Ungarn deklarierte 1784 die Errichtung einer militärischen Pferdezucht in Ungarn, deren hauptsächliche Aufgabe es war, die Armee mit Remonten zu beliefern. Das Management des militärischen Gestüts wurde zu einer Remonten-Basis, einem Handelsplatz und zu einem Basis-Lager für Komsumgüter für die Armee verwandelt. Die Grundlage der Zuchtherde bestand aus 126 moldavischen, 79 tschgerkessischen, 9 ungarischen und 148 Holsteiner Stuten. Dazu kamen die ersten Hauptbeschäler: ungarische, siebenbürgische, Holsteiner, Mecklenburger und englische Hengste.

Seit 1814 war Mezöhegyes kein Remontedepot mehr, sondern beschränkte sich nun mehr auf die Zucht – was ebenfalls den Vorteil hatte, das durch den nun mehr nicht ständigen Pferdewechsel aus verschiedenen Anstalten die Epedemiegefahr eingegrenzt wurde. Bis 1850 züchtete man allerdings eher ohne Sinn und Verstand.

Der Rittmeister Józef Csekonics, ein in der Armee als glänzender Organisator bekannter Pferdekenner, leitete 20 Jahre lang die Geschichte Mezöhegyes. Sein Nachfolger war Graf Hardegg der zugleich mehr Disziplin in die Zucht brachte. Die Entwicklung von drei Rassen war das Resultat dieser Zeit, nämlich der Gidran, der Nonius und der Mezöhegyes Halbblut (bestehend aus den aus den getrennten Linien Furioso und North Star), sie waren das Resultat eines gut überlegten und bewussten Zuchtprozesses. Leider hatte das Gestüt aufgrund der damals mangelnden Hygiene häufig mit Krankheiten zu kämpfen. Von 1809 bis 1816 erlagen knapp 20.000 Pferde der Rotzkrankheit, welche erst im Jahre 1853 vollständig beseitigt werden konnte.

Nach dem Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn 1867, wurde Mezöhegyes dem ungarischen Schatzamt unterstellt, so dass es als österreichische Pferdezucht weiterhin gesichert war.

1869 überstellte man die Vollblutzucht nach Kisber, die Lipizzaner nach Fogaras und die Araber nach Bábolna. Erst 1962 gab man die Furioso-North-Star Zucht nach Apja-Pußta ab. Die ungarische Lipizzanerzucht brachte zwei eigene Stämme hervor: die Tulipan, die Iniciato (1802 in Mezöhegyes geboren) und die Maestoso-Linie (alle heutigen Maestosos gehen auf Maestoso II aus Mezöhegyes zurück).

Das Anwesen ist zu dieser Zeit mehr als 100 Jahre alt und es gehören mehr als 16.040ha Land dazu. Nach der Bewirtschaftung der Felder, der Vergrößerung des Rinderbestands und der Produktion von Schweinen, entwickelte sich ein dynamisches Wachstum. Um die Jahrhundertwende wurde Mezöhegyes zu einer der größten und modernsten landwirtschaftlichen Anwesen in Europa.

Es entwickelte sich bis zum 2. Weltkrieg ununterbrochen weiter. Durch den Krieg verlor Mezöhegyes seinen großen Viehbestand, seine Maschinen und Versorgungsmaterialien. Der Wiederaufbau musste finanziell von Anfang an unterstützt werden und dauerte bis in die sechziger Jahre.

Mezöhegyes war keine Ausnahme bzgl. der Kollektivierung unter der sozialistischen Agrarpolitik dieser Zeit. Mit dem Anschluss der staatlichen Betriebe Dombegyház und Bánkút in den Siebzigern und dem Zusammenschluss mit der Zuckerfabrik Mezöhegyes 1981 entwickelte es sich als typischer sozialistischer landwirtschaftlicher Betrieb.

Nach dem Systemwechsel war das Kombinat, ähnlich wie die meisten landwirtschaftlichen Betriebe in Ungarn in einer sehr schlechten finanziellen Situation. Der Betrieb machte in den Jahren 1991 und 1992 die größten Verluste seit seiner Gründung. Im Januar 1991 spaltete sich die Zuckerfabrik ab und im Dezember 1992 wurde es zu einer Kapitalgesellschaft mit überwiegend staatlichem Eigentum.

Unter dem neuen Management sollte es nun profitabel bewirtschaftet werden. Zum neuen Profil gehörten der Getreideanbau, die Korn- und Milchproduktion. Die ursprüngliche Pferdezucht spielte hier eine untergeordnete Rolle. Dieser Prozess dauerte von 1992 bis 2004, dann wurde das Unternehmen durch die ungarische Regierung privatisiert. Dadurch hat sich das Unternehmen in einen landwirtschaftlichen Betrieb und Gestüt aufgeteilt.

Nach 220 Jahren wurde der größte Teil privatisiert, bis auf das Gestüt selber. Es wurde die Mezöhegyes Ltd. gegründet, die nur für die Zucht stand, unabhängig von jeglicher Unterstützung.

Die wichtigste Aufgabe ist es bis heute das Gestüt mit seinen alten Gebäuden als einzigartigen historischen und landwirtschaftlichen Schatz, sowie die Nonius als die erste ungarische Pferdrasse zu bewahren und für die Zukunft zu sichern.

Das Nationalgestüt ist eines der wenigen Gestüte der Welt, die vier unterschiedliche Pferderassen gezüchtet haben. Die wichtigste ist der Nonius. Ein vom Exterieur eher mangelhaftes Pferd mit derbem Kopf, was aber durch seine Ausdauer, gutes Temperament, Bereitwilligkeit unter dem Sattel und einem robusten, gesunden Körperbau bestach. Durch das einzüchten von Angloarabern konnte es sich verfeinern und seine Vorzüge beibehalten.

Nach 18 Zuchtjahren des Mezöhegyes Sportpferdes (vorrangig mit Holsteinerlinien gezüchtet) hat die ungarische Olympia-Mannschaft den 4. Platz in Moskau bei den olympischen Spielen 1980 gewonnen. Alle drei Pferde der Mannschaft waren Mezöhegyes Sportpferde. Im Nationalgestüt werden heute nur noch Nonius und Mezöhegyes Sportpferde gezüchtet. Die anderen zwei Rassen wurden 1961 in andere Gestüte verlagert, wo sie bis heute gezüchtet werden.

In der Mitte des Anwesens liegt die einzigartige Reithalle, die 1806 errichtet wurde und seit dem in seiner Ursprünglichkeit erhalten wurde. In den ehemaligen Kasernen ist heute, nach einem entsprechenden Umbau, ein drei Sterne Hotel zu finden, das ebenfalls zum Gestüt gehört, weiterhin ist ein Museum mit historischen Gerätschaften angeschlossen.

Das Gestüt bietet neben Besichtigungen auch Kutschfahrten, Schlittenfahrten, Reitunterricht und vieles anderes an.

www.mamkft.hu

   

 

  

 

 

 

 

(Stand 04.01.2016)

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